[Original: Deutsch]
Rom, Trinità dei Pellegrini, am 18. Oktober 2008
“Er sandte sie zu zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er selbst kommen wollte.” (Ev.)
Hochwürdiger Herr Generaloberer, Pater John Berg,
Hochwürdige Mitbrüder in priesterlichem Dienst,
Liebe Seminaristen,
Liebe Gläubige!
Gott, unser Herr, wollte sich schon immer einzelner Menschen bedienen, um anderen Menschen die Schätze des Heils zu erschließen. Er selbst sucht diejenigen aus, die in Seine Ernte gesandt werden sollen: “Ich habe euch aus der Welt auserwählt, damit ihr hingehet und Frucht bringet, und eure Frucht soll bleiben” (Allelujavers). Gesandt werden die Auserwählten als Arbeiter und nicht als Herrscher über Gottes Erbteil, nicht als Besitzer, sondern als Verwalter der Geheimnissen Gottes.
Diese Auserwählung setzt großes Vertrauern voraus: der anvertraute Schatz ist Christus selbst; daher nennt Christus Seine Auserwählten auch “Freunde”: “Ich nenne euch nicht mehr Diener, sondern Freunde, denn ich habe euch alles gesagt was ich von meinem Vater gehört habe.” Die Auserwählten sind Arbeiter, Diener und Freunde des Bräutigams: “Ich halte hoch in Ehren Deine Freunde, o Gott.” (Intr.)
Wie Paulus sind wir, die der Gnade der priesterlichen Berufung teilhaftig wurden, dazu berufen die “unergründlichen Reichtümer Christi” zu verkünden. Diese Reichtümer die Christus seiner Kirche anvertraut hat, wurden im Lauf der Jahrhunderte mannigfaltig ausgeschöpft, ohne dass sie gemindert wurden, je nachdem der Heilige Geist die Zeiten und Umstände festsetzt, um sie zu erwecken, zum Aufbau des mystischen Leibes Christi. Somit werden die Gaben des Geistes ausgeteilt, und die verschiedenen Berufungen in der Kirche zum Leben geweckt: sie sind so zahlreich, weil sie aus dem unendlichen Schatz der Kirche entspringen. Und es wird nie einen Augenblick in der Geschichte geben, wo nicht der Geist Christi besondere Berufungen erwecken wird, die mit erneuertem Eifer der “alten und zugleich so neuen Wahrheit” dienen, wie der Heilige Augustinus sagt, zu Gottes Ehre und zum Heil der Seelen.
Vor zwanzig Jahren hat der Herr eine bescheidene Gruppe von Priester um sich versammelt, um auch sie in die Welt zu senden; diese Priestergemeinschaft wollte sich und ihren besonderen Charisma dem Heiligen Vater zur Verfügung stellen. Sie wurde vom Statthalter Christi als eine echte Gabe des Heiligen Geistes an die Kirche gutgeheißen.
Nicht umsonst hat sich diese Gemeinschaft daraufhin unter den Schutz des Apostelfürsten Petrus gestellt, um deutlich ihre Absicht zu zeigen, nur “cum et sub Petro” apostolisch zu wirken, und nur mit dem Segen und unter der Leitung des Heiligen Vaters den Menschen die Reichtümer der Barmherzigen Liebe Christi zu öffnen.
In besonderer Weise tut Ihr das, meine lieben Freunden, durch die Feier der Liturgie der Kirche, in der Form des „Außerordentlichen Ritus“. Dieser Form ist besonders geeignet, die Heiligkeit und Schönheit des Gottesdienstes der Kirche hervorzuheben. Seit eurer Gründung bemüht ihr euch diesen Schatz dem Volk näher zu bringen. Der Heiliger Vater Papst Benedikt XVI hat mit dem Motu Proprio „Summorum Pontificum“, vor einem Jahr, der ganzen Kirche die gregorianische Liturgie noch mehr zugänglich gemacht und dadurch auch euerem Apostolat neuen Möglichkeiten eröffnet. Am heutigen Tag möchte ich euch dafür danken und euch ermuntern diese Möglichkeiten freudig zu verwirklichen entsprechend eueren Kräften.
“In alle Welt drang ihre Kunde” (Graduale), mit nunmehr zweihundertacht Priester aus sechsundzwanzig verschieden Nationen, die in hundertzwei Bistümern arbeiten, in siebzehn Ländern in vier Kontinenten. “Eure Frucht soll bleiben” (Allelujavers) : in zwei Seminarien bereiten sich hundertneununddreißig Seminaristen auf das Priestertum in eurem Gemeinschaft vor. Die Priester arbeiten heute in über hundertfünfzig Häusern, von denen elf in Personalpfarreien errichtet sind. Wie einst die Apostel sendet euch der Herr auch heute noch “wie Lämmer unter die Wölfe” (Ev.), gibt euch aber zugleich die Hilfe von vielen Freunden und Familien, von denen manche sich in einer Gebetsgemeinschaft zusammengeschlossen haben und ihren Priestern und Seminaristen mit Gebet und Opfer zur Seite stehen. Diese Gemeinschaft von geistlichen Wohltätern erhielt den Namen “Konfraternität St. Petrus“. Möge der Herr ihr Gebet und ihr Opfer tausendfach vergelten und viele dazu berufen ihrem Beispiel zu folgen, zur Erbauung und Unterstützung des ganzen Klerus.
Wir sollen auch nicht den Kalendertag übersehen: heute, am 18 Oktober, ist das Fest des hl. Evangelisten Lukas. In seinem Evangelium hat er uns ein sehr lebendiges Bild Jesu und seiner Mutter Maria hinterlassen, besonders durch das Kindheitsevangelium.
Ja, sogar viele Marienbilder sind ihm zugeschrieben worden, und auch wenn wir nicht mit absoluter Sicherheit feststellen können ob er bestimmte Bilder gemalt hat, kennen wir doch von ihm die schönsten Bilder der Gottesmutter, meisterhafte Werke, vom Heiligen Geist inspiriert, in den himmlischen Farben des Evangeliums gemalt, die sich nur dem betrachtenden Auge erschließen: Maria hat angenommen was Gott ihr durch den Erzengel Gabriel angeboten hat und ihr „Fiat“ gesprochen, und so der Welt den Erlöser geschenkt. Nur durch Maria gelangen wir zu dem, der nur durch sie zu uns kam (Grignon de Montfort).
Die Priesterbruderschaft St. Petrus soll sich in der Verehrung Mariens und der Nachahmung ihrer Tugenden auszeichnen und unter ihre Führung die priesterliche Vollkommenheit anstreben, um die Gläubigen zu derselben Verehrung und Nachahmung zu führen. Die Nachahmung der Demut und des Gehorsams Mariens ist der sichere Weg, jenen Geist zu erhalten, den Jesus Christus seiner Kirche immer neu schenkt. Sie ist für uns allen der sichere Weg zum Himmel, sodass wir, befreit von allem Irdischen, den Sieg des Kreuzes über das Böse in Ewigkeit feiern dürfen.
Amen.
Gelobt sei Jesus Christus!